Stadtrundgang
Stadtrundgang - Entdecken Sie Idsteins historische Gebäude
Liebe Gäste, herzlich willkommen in Idstein!
Bunte Neidköpfe schauen aus den üppigen Fachwerkschnitzereien des Killingerhauses am König-Adolf-Platz. Sie haben auch die Besucherinnen und Besucher im Blick, die die farbenfrohe Fachwerkkulisse unserer einzigartigen Altstadt bestaunen. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann nicht nur wilde Männer, hölzerne Nixen und goldene Löwen entdecken.
Deshalb laden wir Sie ein: Schlendern Sie durch die malerischen Altstadtgassen, lassen Sie sich inspirieren von der Geschichte einer nassauischen Residenzstadt, bewundern Sie in der Unionskirche die prächtigen Deckengemälde, steigen Sie auf den Hexenturm und genießen den herrlichen Blick von oben.
1 Killingerhaus
Das sogenannte Killingerhaus, heute Tourist-Info und Stadtmuseum, ist eines der schönsten der Idsteiner Fachwerkhäuser und das mit der reichsten Schnitzornamentik. 1615 haben es der gräfliche Amtsschreiber Johann Conrad Killing (gest. 1630) und seine Ehefrau Anna Margarethe Loeber, Tochter des nassauischen Vogtes in (Bad) Ems, erbaut. Das Ehepaar Killing blieb kinderlos. Deshalb hatte das Haus im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder neue Eigentümer. 1916 erwarb die Stadt das denkmalgeschützte Anwesen.
2 König-Adolf-Platz
Der Platz ist die „Gut Stubb“ Idsteins. Seinen Namen hat er seit 1946 nach dem einzigen deutschen König aus dem Hause Nassau, König Adolf (um 1250 - 1298). Als Marktplatz war er von alters her der zentrale Platz der Stadt. Hierher wurden Versammlungen einberufen und hier wurde Gericht gehalten. Heute wird der von Fachwerkhäusern gerahmte Platz für Konzerte, Theateraufführungen und erneut für Märkte genutzt.
3 Schiefes Haus
Das für Idstein ungewöhnlich hohe Fachwerkhaus mit vier Vollgeschossen ist 1727 vom Major der Stadtmiliz Johann Jacob Nicolay erbaut worden. Im linken Hausteil war von 1736 - 1745 die Idsteiner Apotheke; später Nutzung als Geschäfts- und Wohnhaus. Nach Totalsanierung von 1995 - 1997 wurde das Schiefe Haus Teil des Idsteiner Rathauses. In die „Schieflage“ geriet das Gebäude durch konstruktive Mängel.
4 Rathaus
Das Gebäude wurde mit finanzieller Unterstützung des Landesherrn als Brückenbau über einer Hauptverkehrsstraße (seit 1986 Fußgängerzone) errichtet und war 1698 fertiggestellt.
In historischer Zeit gab es darin lediglich zwei Amtsstuben. Den Rest des Gebäudes nahmen Räume für die Feuerspritze und für die Mehlwaage, für ein Wachtlokal, eine Arrestzelle, die Wohnung für den Stadtdiener und der Getreidespeicher ein. 1928 wurde das Haus durch Felssturz stark beschädigt und 1947 durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen.
5 Kanzleitor
Das Kanzleitor, das die Trennlinie zwischen städtischem Bereich im Süden und herrschaftlichem Bezirk im Norden markiert, wurde 1497 in der Regierungszeit des Grafen Philipp von Nassau-Idstein als gräfliche Kanzlei errichtet. Wacht- und Gefängnislokal, Folterkammer, Getreidespeicher und Wohnung für Bedienstete waren weitere Nutzungen. Heute liegt im ersten Obergeschoss das festliche, geräumige Trauzimmer des Idsteiner Standesamtes.
6 ehemalige Burganlage
Ab 1565 ist die lang gestreckte Gebäudegruppe der ehemaligen Burg entstanden, die heute mit dem Rathaus verbunden ist und von der Stadtverwaltung genutzt wird. Auf einem massiven Untergeschoss sind die Obergeschosse in Fachwerk ausgeführt. Erker und Schweifgiebel sind schmückende Elemente. Unter dem Erker lag der offizielle Zugang zum Kanzleitor.
7 Altes Amtsgericht
Der massive Steinbau mit Fachwerkgiebel und Treppenturm wurde gemäß der Jahreszahl über dem Kellerzugang 1588 als „Neue Kanzlei“ errichtet. Erbauer war Graf Johann Ludwig I. von Nassau-Idstein. 1866 wurde Nassau preußisch und der Bau hatte von 1867 - 1938 die Funktion, auf die sich sein heutiger Name bezieht: Er war Sitz des Amtsgerichts für den Gerichtsbezirk Idstein. Heute nutzt die Stadtverwaltung die einzelnen Geschosse des Gebäudes für unterschiedliche Zwecke.
8 Hexenturm
Der Turm ist das älteste erhaltene Bauwerk Idsteins und das Wahrzeichen der Stadt. Er entstand in einzelnen Bauphasen um 1170, um 1240 und um 1500. Nach mehreren kleineren Um- und Anbauten im 18. Jahrhundert erhielt er 1810 sein heutiges Aussehen. Der volkstümliche Name „Hexenturm“ folgt einer allgemeinen Mode des 19. Jahrhunderts und hat mit den Hexenverfolgungen, die im 17. Jahrhundert in Idstein stattfanden, nichts zu tun. Wer den Hexenturm besichtigen möchte, hat dazu während der Öffnungszeiten der Tourist-Info die Gelegenheit. Gegen ein kleines Pfand wird der Schlüssel zum Turm gerne ausgehändigt.
9 Residenzschloss
Das im Renaissancestil erbaute Residenzschloss der Grafen und Fürsten von Nassau-Idstein wurde unter Einbeziehung von Gebäudeteilen eines Vorgängerbaues hauptsächlich zwischen 1614 und 1634 errichtet. 1721 erlosch die Linie Nassau-Idstein. Das Schloss wurde nacheinander genutzt als nassauisches Zentralarchiv, Genesungsheim, Reservelazarett, Kaserne, Landschulheim, Lehrerbildungsanstalt und erneut als Lazarett. Seit 1946 Pestalozzi-Aufbauschule/Gymnasium.
10 Schlossgarten
Ein Lustgarten am Idsteiner Schloss lässt sich auf diesem Areal bis mindestens 1566 zurückverfolgen. Besonders Graf Johannes förderte ab ca. 1650 die Anlage durch den Bau künstlicher Grotten, den Ankauf exotischer und kostbarer Pflanzen und durch fachmännische Pflege der Beete. Der Graf beauftragte Maler mit der Anfertigung von farbenprächtigen Ansichten des Gartens und der Blumen. Heute blühen hier wieder die historisch nachgewiesenen Stauden, Sommerblumen und Rosen.
11 Herrenspeicher
Das Gebäude lag im Schlossbering und war Teil des gräflichen Viehhofes. Im Obergeschoss und in den beiden Dach-
geschossen wurde Zehntgetreide (gesetzlich vorgeschriebene Abgabe von Getreide an den Landesherrn) aufgeschüttet. Im Erdgeschoss lag der herrschaftliche Marstall. Von 1819 bis 1834 war hier eine Tierklinik untergebracht, die dem Idsteiner Landwirtschaftlichen Institut angegliedert war. Um 1930 wurden die Obergeschosse zu Wohnungen ausgebaut. Seit 1977 Jugendmusikschule Idstein.
12 Alte Feuerwehr
Ein erstes Feuerwehrgerätehaus mit Schlauchturm stand in unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen „Alten Feuerwache“, angelehnt an die heutige „Alte Realschule“ und genutzt von der Bauschulfeuerwehr. 1927 war das Spritzenhaus mit Schlauchturm, das sich in seiner Fachwerkbauweise der Idsteiner Altstadtbebauung angleicht, fertiggestellt. Es wurde von der 1876 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Idstein bis zu deren Umzug in den modernen Feuerwehrstützpunkt im Jahr 1982 genutzt. Seit 2004 „Idsteiner Brauhaus”.
13 Hochschule Fresenius
Das dominante Backsteingebäude an der Limburger Straße wurde für die Idsteiner Baugewerkschule, einer städtischen Gründung von 1869, errichtet. Die „Schüler“ waren ein fester wirtschaftlicher Faktor. 1993 verlegte man die Institution nach Wiesbaden. 1995 übernahm die Hochschule Fresenius, eine staatlich anerkannte private Fachhochschule, die Liegenschaft mit den Fachbereichen: Chemie & Biologie sowie Gesundheit & Soziales.
14 Kirche St. Martin
Seit der Reformation gab es in Idstein nur eine evangelische Gemeinde. Nach der Neugründung der katholischen Kultusgemeinde 1806 wurde dieser für Gottesdienste die ehemalige Kapelle im Schloss zugewiesen, die sich bald als zu klein erwies. 1888 konnte die neugotische Magdalenenkirche geweiht werden. Bedingt durch den starken Zuwachs an Katholiken in der Nachkriegszeit musste die kleine Kirche 1963 dem modernen Neubau „St. Martin“ von Johannes Krahn weichen (1965 konsekriert).
15 Löherplatz mit Gerberhaus
Löhergasse, traditioneller Standort des Ledergewerbes. Platz und Grundflächen der umliegenden Gebäude bis 1957 Areal der größten Idsteiner Lederfabrik. In Nord-Süd-Richtung ursprünglicher Verlauf der Stadtmauer (Pflasterung!). Gerberhaus (1816), das letzte von rund 30 Gebäuden dieser Art. Die Holzlamellen im Satteldach dienten der Belüftung des zum Trocknen aufgehängten Leders.Seit den 1920er Jahren Glaserei/Schreinerei. 1993 Erwerb durch die Stadt; seit 2002 Ort für kulturelle Veranstaltungen.
16 Stadthalle
Im Jubiläumsjahr der 700. Wiederkehr der Stadtrechtsverleihung eröffnete die Stadt Idstein ihre Stadthalle mit Sälen, Gaststätte, Bowlingbahn, Tiefgarage und Räumen für die Stadtbücherei.In der mit modernster Technik aus-gestatteten Halle trifft man sich zu Konzerten, Theater- und Tanzveranstaltungen, Seminaren, Vorträgen und Versammlungen.
17 Unionskirche
Um 1340 unter Einbeziehung älterer Gebäudeteile eines Vorgängerbaues als Stiftskirche St. Martin errichtet, ab 1669 zu einer Predigt- und Hofkirche umgestaltet. Reiche Verwendung von Lahnmarmor für Arkaden, Säulen, Taufstein, Altar, Kanzel und Grabmäler. An der Decke 38 Leinwandgemälde nach biblischen Themen im Stile der Rubens-Schule, Maler Michael Angelo Immenradt und Johann von Sandrart. Grablege der Grafen und Fürsten von Nassau.
18 Druckerei Grandpierre
Am südlichen Teil des Gebäudes Türgewände bezeichnet 1612; hier war die Gaststätte „Zur weißen Taube“ bis ungefähr 1720. Der nördliche Trakt wurde erst später ausgebaut. Ab 1721 Anwesen der Familie von Hayn (Tochter H. L. von Hayn war Pietistin); ab 1770 Besitz des Oberjägermeisters Schott von Schottenstein. Ab 1818 Landwirtschaftliches Institut, ab 1835 „Rezeptur“ (Rentamt), seit 1898 Druckerei Grandpierre. Medaillons am Haus Antragearbeit von Ferdinand Abt nach Motiven von Bertel Thorwaldsen.
19 Höerhof
Der Bauleiter des Idsteiner Schlosses Henrich Heer erhielt 1620 von seinem Dienstherrn Graf Ludwig II. das Baugrundstück in der Obergasse zum Geschenk. In deutlicher Anlehnung an den Schlossbau errichtete Heer das Gebäude auf massivem Steinsockel mit Fachwerkobergeschossen, Erkervorbau und Welscher Haube. Von 1910 bis 1990 Eigentum des Kunstmalers Ernst Toepfer und Familie, seit 1992 Hotel und Restaurant.
20 Stockheimer Hof
Angehörige der Familie von Stockheim waren seit dem 14. Jahrhundert Burgmannen der Grafen von Nassau. Die Familie starb 1702 aus. Das Anwesen mit dem Herrenhaus wechselte häufig den Besitzer. Von 1768-1776 war es in den Händen der Familie von Kalm, die bis heute als Namensgeber fungiert. 1888 gründete hier eine Gruppe von Frankfurter Bürgern eine "Anstalt für schwachsinnige Kinder". Das Herrenhaus ist seit 2006 Privatbesitz.
21 Felix-Lahnstein-Straße
Das „Bethaus“ der ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde Idsteins lag in der Felix-Lahnstein-Straße 1, einem Fachwerkbau von 1835. Diese Synagoge gab der Straße zunächst den Namen Judengasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg nannte man sie nach dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde, dem 1959 in New York verstorbenen Felix Lahnstein.
22 Marktplatz
Der Marktplatz ist um 1700 nach dem Fall des Himmelstores und der Stadtmauer als „Unterer Marktplatz“ im Zuge der Stadterweiterung nach Osten entstanden. Der heutige Brunnen aus Lahnmarmor hatte mindestens zwei Vorgänger, die sich rasch als unzureichend für die zahlreiche Bevölkerung der Neustadt erwiesen.Die ursprünglich geschlossene nördliche Häuserzeile musste durchbrochen werden, um bei den häufig vorkommenden Überschwemmungen dem Wasser einen Abfluss zu ermöglichen.
23 Gedenkstätte Kalmenhof
Die Gedenkstätte am Veitenmühlberg auf einem Gräberfeld hinter dem ehemaligen Krankenhaus des Kalmenhofs erinnert an mehr als 600 Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus in der Einrichtung ermordet wurden. Das Krankenhaus-Gebäude steht seit 2020 unter Denkmalschutz.
24 Römerturm
Die Grenzbefestigung zwischen dem römischen Imperium und dem freien Germanien, der „Limes“ (Pfahlgraben), überquert südlich von Idstein Höhen und Täler in Ost-West-Richtung.Die Rekonstruktion eines der Wachttürme, wie sie im Abstand von Sichtweite am Limes standen, wurde 2002 eingeweiht. Heute gehört der Limes zum UNESCO-Welterbe.
Der Turm ist an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.
Mitglieder des Freundeskreises geben gerne erklärende Informationen.
Fotos (Nr. 1-9, 11-22): Grandpierre Design GmbH